Frankreich:
Ein neuer Zyklus des Klassenkampfes und die Notwendigkeit einer revolutionären Partei
05/01/2011
von Juan Chingo, FT-CI, Paris, 3. November 2010
Der gegenwärtige Kampf der französischen ArbeiterInnen und Jugendlichen stellt einen offensichtlichen Sprung im Vergleich zum vorherigen Zyklus des Klassenkampfs dar, der 1995 begann. Dies bedeutet ein höheres Niveau des Klassenkampfs, offener, radikalisierter und klassischer, d.h. mit einer zentraleren Rolle der ArbeiterInnenklasse, und mit Studierenden und ArbeiterInnen in den Fabriken als Hauptfiguren. Es ist ein neuer Zyklus des Klassenkampfs als Antwort auf die weltweite Krise mit Auswirkungen in Frankreich und international. Die wirtschaftliche Depression lässt der Bourgeoisie nur eine Möglichkeit offen: Der Angriff auf die sozialen Errungenschaften, die noch vom so genannten Wohlfahrtsstaat übrig bleiben, und die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Massen, einschließlich einiger Gruppen, die zu ihrer Zeit von den Krumen der neoliberalen Offensive – wie einige Menschen aus den Mittelschichten – einen Nutzen zogen.
Wegen seines Kontextes kann die gegenwärtige Streikbewegung nicht mit dem Generalstreik der ArbeiterInnen im öffentlichen Sektor von 1995 verglichen werden, als die Bourgeoisie im Stande war, einen Aspekt der Anwendung des neoliberalen Plans zurückzuziehen, da sich das System nach der kapitalistischen Durchdringung der ehemaligen UdSSR, Chinas und der restlichen länder Osteuropas in einem Aufschwung befunden hatte. Es ist auch nicht mit dem Mai 1968 vergleichbar, einem Aufstieg der Studentenbewegung, der einen politischen Generalstreik der Massen über mehrere Tage anstieß, der durch Lohnzugeständnisse und andere Errungenschaften beendet werden konnte, die nur möglich waren, weil es aufgrund des Nachkriegsbooms noch etwas zu “verteilen” gab. Deshalb ähneln die gegenwärtigen Kämpfe mehr den 1930er Jahren: mehr Explosivität, mit mehr Rissen (sowohl zwischen den Klassen als auch innerhalb derselben), mit mehr Gewalt, mit starken Elementen der sozialen Zersetzung, wegen der Krise und angesichts von Regierungen und Regimen, die immer härter agieren und eine immer bonapartistischere Form annehmen werden, um die Aktionen der ArbeiterInnen zu zerschlagen. Es ist nicht überraschend, dass die Nationale Front (FN), die ihren Kopf gegen das Regime der Fünften Republik erhoben hatte (das in die Bettencourt-Affäre verstrickt ist – ein Skandal, welcher die Verbindungen zwischen Geld und Macht, besonders mit der UMP von Sarkozy, offenlegte), aber während der ganzen Tage des Kampfs still gewesen ist, jetzt erst kürzlich wieder erschienen ist, als die Gewerkschaften den Kampf mit leeren Händen aufgeben wollten, sich selbst als eine demagogische Alternative für jene Gruppen präsentierend, die vielleicht über diese Führungen enttäuscht sein könnten.
In diesem Sinn, und 180 Grad entgegengesetzt zu dieser Variante, ist eine harte Linke notwendig, die offen darüber spricht, wie man Sarkozy, die AktionärInnen der CAC 40 (ein Pariser Aktienbörse-Index) und die großen Familien, die Frankreich regieren, stürzen kann. Eine wirklich revolutionäre Partei, die auf die starre Diktatur des Kapitals mit der Selbstorganisation der Ausgebeuteten in Organen der Gegenmacht antwortet, um den bürgerlichen Staat zu zerschlagen. Die zwei Hauptorganisationen der extremen Linken in Frankreich, die NPA (Neue Antikapitalistische Partei) und LO (Lutte Ouvrière), müssen aufhören, Versteck zu spielen und nach der Einheit von allen verlangen, die sich als einen Teil der extremen Linken betrachten, um ein Programm und eine Intervention zu diskutieren, die zur kapitalistischen Krise und den ersten großen Kämpfen unserer Klasse in dieser Periode passt. Als das Kollektiv für eine Revolutionäre Tendenz (CTR) in der NPA kämpfen wir innerhalb der NPA dafür, dass sich die Partei in diesem offen revolutionären Sinn orientiert, und das zeigen wir durch die Aktionen, das Programm und die Perspektive, die wir im gegenwärtigen Tumult in Frankreich vorantreiben.