Großes ArbeiterInnentreffen in Buenos Aires
21/08/2014
Am Samstag den 16. August, fand im Norden von Buenos Aires, vor den Toren der Druckerei Donelley, heute unter ArbeiterInnenkontrolle, ein Treffen statt, das alle kämpferischen Sektoren der ArbeiterInnenbewegung zusammenbrachte. Der Ruf „Nie wieder Familien auf der Straße!“ hallte auf der Panamericana (Anmerkung der Ìbersetzerin: Schnellstraße und Hauptverkehrsachse in Argentinien) wider. Die Delegierten des Autoteileherstellers Lear, der Druckerei Donnelley und der Eisenbahn EmFer leiteten das Treffen.
Es fand statt in einem Kontext, in dem Kündigungen und Suspendierungen immer weiter zunehmen und die Regierung und die Gewerkschaftsbürokratie die kämpfenden ArbeiterInnen und die Linke angreifen, im Dienste der Bosse. Nach einer langen Reihe von RednerInnen stimmten tausende GenossInnen dafür, eine Kampagne für die Enteignung und Verstaatlichung unter ArbeiterInnenkontrolle von Donnelley durchzuführen. Sie stimmten auch für die Unterstützung des Kampfes für die Wiedereinstellung aller Gekündigter bei Lear und des Kampfes dafür, dass der Betriebsrat in die Fabrik gelassen und respektiert wird. Außerdem fordern sie die Gewerkschaftszentralen auf, ein Datum für einen Generalstreik festzulegen, der mindestens 36 Stunden dauern soll und während dem verschiedene Aktionen durchgeführt werden sollen, um den Forderungen der arbeitenden Bevölkerung Gehör zu verschaffen. Diejenigen, die zum Treffen eingeladen hatten und die Mehrheit der TeilnehmerInnen stimmten darin überein, dass eine Koordinierungsrunde in der Zone vorangetrieben werden muss, um Kämpfe zu unterstützen und sie schlugen vor, dass bei der nächsten Demonstration zur Plaza de Mayo (A.d.Ì.: das politische Zentrum von Buenos Aires), die demnächst stattfinden wird, VertreterInnen von Donnelley und Lear unter den HauptrednerInnen seien sollen.
Eine Chronik des Treffens
Samstag, der 16. August, um 14 Uhr. Kilometer 36 der Panamericana. In einer unendlichen Reihe folgen Lagerhäusern und Schornsteinen aufeinander, bis zu einem eindrucksvollen Oval, das in den Himmel ragt: das ist Ford, höchstes Wahrzeichen des Kapitalismus. Wer könnte daran zweifeln, dass er/sie sich im industriellen Herzen der Zona Norte (A.d.Ì.: Industriegebiet im Norden von Buenos Aires) befindet?
Gegenüber, aus der Druckerei, kommt eine Kolonne ArbeiterInnen in Blaumännern, mit ihren Fahnen, ihren Trommeln, ihren Gesängen. Andere erwarten sie, ebenso mit Fahnen, singend. „Man hört schon die Rufe: Lear, Donnelley, ein gemeinsamer Kampf“. Die ProtagonistInnen der beiden emblematischsten Kämpfe der letzten Zeit, schließen sich im Beisein von Hunderten von ArbeiterInnen, die sich auf ihren Aufruf hin eingefunden haben, zusammen. Das „Treffen der ArbeiterInnen im Kampf“ wurde innerhalb weniger Tage organisiert; es gab keine Zeit zu verlieren. Dreitausend GenossInnen kamen zusammen. Das Transparent des Treffens fasste das Motto zusammen, dass jedeR verstehen konnte: „Nie wieder Familien auf der Straße!“.
Donnelley wird seit fünf Tagen von seinen ArbeiterInnen verwaltet.
Die nordamerikanischen Geierbosse sind abgeflogen. Sie wollten einen Haufen Familien auf der Straße zurücklassen und ihren Kopf durchsetzen. Aber die ArbeiterInnen haben gezeigt, dass sie nicht gewillt sind Hunger zu leiden und dass sie die Fabrik auch ohne Geschäftsführung oder AufseherInnen zum Laufen bringen können. Deshalb waren drinnen in der Fabrik die Maschinen weiter in Betrieb, während draußen Hunderte von ArbeiterInnen darüber diskutierten, wie sie sich den Kündigungen entgegenstellen oder die BürokratInnen aus ihren Gewerkschaften werfen könnten. Wie es Martín Killing, Anführer bei Donnelley, der das Treffen eröffnete, sagte: „Einige GenossInnen nehmen hier teil, aber später ersetzen sie diejenigen, die drinnen arbeiten, damit sie auch an der Debatte teilnehmen können.“ Wer könnte bestreiten, dass diese Tatsache die Stärke und das Bewusstsein, welches die ArbeiterInnenklasse erreichen kann, aufzeigt? Drinnen in der Fabrik kamen die Zeitschriften für die großen Verlage heraus, draußen wurden die großen Fragen der ArbeiterInnenbewegung diskutiert.
Killing übermittelte den Auftrag der ArbeiterInnen von Donnelley: „Dies ist nichts Improvisiertes. Man könnte sagen, dass wir uns seit Jahren darauf vorbereiten. Die Arbeit mit den GenossInnen seit so langer Zeit, in jeder Versammlung, jeder Aktion, hat Früchte getragen.“ Die ArbeiterInnen von Donnelley und ihre Gruppierung der klassenbewussten GrafikarbeiterInnen und die bordeauxrote Liste waren unumstritten Teil der ArbeiterInnenavantgarde, die im letzten Jahrzehnt in Argentinien entstanden ist. Heute, da sie die Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle betreiben, ist es ihr Ziel, sie in ein Zentrum der Organisierung der ArbeiterInnen zu verwandeln. Außerdem waren sie sich der Herausforderungen, die vor ihnen lagen, bewusst. „Die Versammlung stimmte für den Kampf um die Verstaatlichung der Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle“.
Danach übernahm Rubén Matu, Delegierter von Lear: „Seit drei Monaten kämpfen wir nun gegen illegale Kündigungen, gegen die Clique der SMATA (A.d.Ì.: Gewerkschaft bei Lear, die den Kampf mehrfach verraten hat), gegen die Repression der Regierung. Sie greifen uns an, weil wir auf die Basisorganisation setzen, weil wir kämpferische Delegierte sind, weil wir auf Vollversammlungen entscheiden und für die Arbeitsbedingungen unserer GenossInnen kämpfen. Deshalb greifen sie uns an.“ Wer könnte bestreiten, dass der Kampf bei Lear zu einem Symbol des Kampfes gegen Kündigungen geworden ist, der die Rolle der Bürokratie in ihrer Unterstützung der Bosse und die Unterwürfigkeit der Regierung gegenüber den multinationalen Konzernen offengelegt hat.
Matu verurteilte den Betrug, den die SMATA begehen will, mit einer neuen illegalen Versammlung um das Mandat [der jetzigen Delegierten im Betriebsrat, A.d.Ì.] „zu widerrufen“, obwohl es einen Gerichtsentscheid gibt, der sie beschützt, obwohl die Fabrik eine Aussperrung von 14 Tagen hinter sich hat, obwohl es noch 60 ArbeiterInnen gibt, die für ihre Wiedereinstellung kämpfen und obwohl die SMATA nicht einmal die elementarsten rechtlichen Fristen für die Einberufung einer solchen Versammlung eingehalten hat. All dies kommt zum Versuch hinzu, gemeinsam mit den Bossen und der Regierung die Dutzend ArbeiterInnen, die für ihre Arbeitsplätze kämpfen, draußen stehen zu lassen.
Ein ArbeiterInnenparlament
Nach der Intervention der Anführer dieser zwei großen Konflikte und des Genossen Alfredo Luque von EmFer, verwandelte sich das Treffen in ein großes ArbeiterInnenparlament. Unter den Ersten, die sich zu Wort meldeten, waren die ArbeiterInnen von Zanon und die AnführerInnen der Gewerkschaft der KeramikarbeiterInnen von Neuquén (SOECN – Sindicato de Obreros Ceramistas de Neuquén). Marcelo Morales, Generalsekretär der SOECN, sagte „dass wir nicht nur die Gewerkschaft für die ArbeiterInnen zurückgewonnen haben, wir haben auch drei Fabriken unter ArbeiterInnenkontrolle zum Laufen gebracht und wir arbeiten auf miteinander abgestimmte Art und Weise.“ Die KeramikarbeiterInnen wissen: sie waren jahrelang ein Leuchtturm für Hunderte von kämpferischen ArbeiterInnen, die mit Geduld und Intelligenz den Keim der Organisation und des Widerstands gesät haben. „Wir sind Brüder“, sagte ein Arbeiter von Donnelley neben der Bühne. Sie hatten sich noch nie zuvor gesehen. Aber die ArbeiterInnen von Donnelley luden auch Raúl Godoy auf die Bühne, Arbeiter bei Zanon und historischer Anführer der KeramikarbeiterInnen. Godoy betonte die Bedeutung, die einer ArbeiterInnenkontrolle in einem Industriezentrum wie das, wo sich das Treffen ereignete, zukommt. Außerdem machte Godoy klar, dass die ArbeiterInnen von Zanon schnell gelernt hätten, dass sie sich nicht damit zufrieden geben dürfen, dass es andere vereinzelte Erfahrungen der ArbeiterInnenkontrolle gibt; dass sie dafür gekämpft haben, die gesamte ArbeiterInnenklasse zu organisieren, dass sie dies aus einer Position der Klassenunabhängigkeit tun und die strategische Perspektive eine Regierung der ArbeiterInnen seien muss.
Die redenden ArbeiterInnen strichen nacheinander nicht nur die Probleme ihrer jeweiligen Fabrik heraus, sondern auch die ihrer Sektoren oder ihrer Region. Außerdem wurden konkrete Kampfvorschläge gemacht. In den Reden fehlte weder der Stolz darüber, an einem solchen wichtigen Ereignis teilzunehmen, noch das Bewusstsein darüber, dass die Einheit der kämpferischen Sektoren notwendig ist, um solchen GegnerInnen zu begegnen.
Es lohnt sich viele von den Teilnehmenden aufzuzählen. Es waren Delegierte und ArbeiterInnen aus Dutzenden Sektoren da: Bankangestellte, TelefonarbeiterInnen, ArbeiterInnen von den Mautstellen, ParfümverkäuferInnen, ArbeiterInnen, die Reifen herstellen, ArbeiterInnen in der Luftfahrt, DozentInnen, GrafikarbeiterInnen, nicht-akademische Beschäftigte, ArbeiterInnen aus dem Lebensmittelsektor, MetallarbeiterInnen, JournalistInnen, KeramikarbeiterInnen, LKW-FahrerInnen, Staatsangestellte, GesundheitsarbeiterInnen, BauarbeiterInnen, EisenbahnerInnen, U-BahnerInnen, WerftarbeiterInnen, PlastikarbeiterInnen, SeifenarbeiterInnen, AutoarbeiterInnen, und so weiter. Mitglieder von Betriebsräten und anderen Gremien aus der Industrie, aus Dienstleistungssektoren und aus staatlichen Institutionen (aus dem Statistikamt Indec, verschiedenen Ministerien der Provinz Buenos Aires, Krankenhäuser von La Plata bis Castro Rendón in Neuquén), Mitglieder von DozentInnengremien, wie der Gewerkschaften der ErziehungsarbeiterInnen aus Buenos Aires (SUTEBA) und aus Neuquén (Ademys und ATEN).
Eine der wichtigsten Delegationen war diejenige, die aus der südlichen Zone von Groß-Buenos Aires kam. Die ArbeiterInnen von Calsa, Shell, Honda und dem Krankenhaus Alende machten klar, dass sie die Debatten und Erfahrungen, deren ZeugInnen sie hier würden, auf die Fabriken ihrer Zone ausweiten wollen.
Die PTS und ihre ArbeiterInnengruppierungen waren der eindrucksvollste Sektor auf dem Treffen, aber es nahmen auch GenossInnen der Partido Obrero (ArbeiterInnenpartei – PO) teil, ebenso wie Carlos Chile und Daniel Jorajuría von der CTA Micheli (A.d.Ì.: Central de Trabajadores de la Argentina, ein argentinischer Gewerkschaftsbund), Luis Zamora (A.d.Ì.: argentinischer Menschenrechtsaktivist), Delegationen der Izquierda Socialista (Sozialistische Linke), der Neuen Mas (Nuevo Movimiento al Socialismo – Neue Bewegung zum Sozialismus), der MST (Movimiento Socialista de los Trabajadores – Sozialistische Bewegung der ArbeiterInnen), der CCC (Corriente Clasista y Combativa – Kämpferische und klassenbewusste Strömung), der CPT und anderer linker Strömungen.
Die Gewerkschaften zurückerobern
Lorena Gentile, Delegierte des Betriebsrats bei Kraft, hielt eine der klarsten und am meisten beklatschten Reden. Sie wurde auf der Bühne begleitet von Javier Hermosilla (gemeinsam mit anderen Delegierten von Kraft), Leonardo Norniella, Camilo Mones und Catalina Balaguer (und dem Betriebsrat von Pepsico), und Delegierten von Lodiser und Stani, FelFort und anderen Lebensmittelunternehmen. „Die Bourdeuxrote Gruppierung“, sagte Lorena, „hat darum gekämpft die Gewerkschaft zurückzuerobern. Wir haben 40% der Stimmen gewonnen. Zanon war immer unser Referenzpunkt, deshalb haben wir gesagt ”šwenn wir mal ein Zanon in der Zona Norte haben‘… und hier sind wir, GenossInnen, wir machen dieses Kampftreffen vor dieser Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle. Heute geben wir Betriebsräte den Rhythmus vor, weil die Gewerkschaften sich im Waffenstillstand befinden. Von ihnen haben wir gerade einen 36-stündigen Streik gefordert. Aber wir wollen zu diesem Tag kommen, indem wir Versammlungen in den Fabriken machen, wir wollen es machen wie am 10. April (A.d.Ì.: letzter Generalstreik in Argentinien) auf der Panamericana, wir wollen eine klassenkämpferische und unabhängige Kraft zeigen. Denn Berni (A.d.Ì.: Chef des Sicherheitsministeriums) sagt, wir sind die Linke, die die Fabriken bestreikt. weil wir faul sind. Sie schreien Sabotage, um sich gegen den Arbeitsrhythmus, den sie in unseren Körpern spüren, zu wehren. Wie die Arbeiterinnen bei Kromberg, diese Frauen, die ihre Kinder nicht hochheben konnten nach jedem Arbeitstag“. Lorena wollte noch etwas hinzufügen: „Außerdem, als Arbeiterin und Aktivistin der PTS, möchte ich sagen, dass wir auch die Sache der unterdrückten Völker unterstützen: Es lebe der Widerstand des palästinensischen Volkes“. Alle gemeinsam riefen sie die Parole: „Die ArbeiterInnenklasse ist eine einzige und kennt keine Grenzen“.
Front der Linken und der ArbeiterInnen (FIT)
Christian Castillo, Abgeordneter der PTS-FIT in Buenos Aires, war einer anderer, der das Wort ergriff. Er wurde mit viel Applaus in Empfang genommen: die kämpfenden ArbeiterInnen, nicht nur in der Zona Norte, sehen in der FIT ihren politischen Referenzpunkt. Sie machen einen wichtigen Teil der 1.200.000 Stimmen, die wir letztes Jahr gewonnen haben, aus und sie sehen diese politischen Anführer als ihre Abgeordneten. Es begleitete ihn Nicolás del Caño, nationaler Abgeordneter der PTS-FIT.
„Die Regierung muss sich nun, seit einigen Jahren, mit den neuen kämpferischen Betriebsräten herumärgern. Diese GenossInnen bei Lear, bei Donnelley, bei Emfer, sind diejenigen, die die Geier, die Gendarmerie von Berni, die Bürokratie gestoppt haben, mit Tapferkeit, aber auch mit Einfallsreichtum. Heute befinden wir uns im industriellen Zentrum des Landes, das sich gleichzeitig in ein Zentrum der ArbeiterInnenorganisierung verwandelt. Das ist es, was sie stört. Als Abgeordneten der Frente de Izquierda (Front der Linken) haben wir uns in den Dienst des Kampfes gestellt, so wie wir es versprochen haben. Wir haben nicht nur die Streikkasse unterstützt und Gesetzesvorschläge gemacht, sondern wir haben uns mit unserem Körper hier auf die Panamericana und an andere Orte begeben.“ „Cristina [Fernández de Kirchner, Präsidentin Argentiniens, A.d.Ì.] sagt, dass zu ihrer Linken nur die Wand sei… dabei wächst zu ihrer Linken eine politische Alternative in den Fabriken, in der Jugend. Eine Alternative nicht nur zu der Gewerkschaftsbürokratie, sondern auch eine politische Alternative. Wir haben 250.000 Pesos zur Streikkasse beigetragen, von denen wir glauben, dass sie fundamental dafür waren, dass die Kämpfe nicht durch Hunger gebrochen werden.“
Später redete der Abgeordnete der PO-FIT, Néstor Pitrola. Pitrola bemerkte, dass „die Krise ein weiteres Kapitel der Auslieferung und Ausplünderung durch diese Regierung darstellt. Der Versuch der Regierung den Peronismus wiederzubeleben, ist gescheitert. Dies zeigt dieser Haufen von ArbeiterInnen und Jungen, der seine Augen auf die Linke der ArbeiterInnen und SozialistInnen richtet.“
Edgardo Reinoso, Anführer der BahnerInnen und von der Izquierda Socialista (Sozialistische Linke), bekannte sich zu der Losung, die das Treffen der Kämpferischen GewerkschafterInnen [A.d.Ì.: Von der PTS im Mai organisiertes Treffen] erhoben hatte, nämlich die der Verstaatlichung unter ArbeiterInnenkontrolle, die, wie sie für die Bahn gilt, heute für die GenossInnen bei Donnelley gilt. Außerdem rief er zur Teilnahme am Streik auf, der 36 Stunden dauern solle, mit Demonstrationen und Aktionen der kämpferischen Sektoren. […] Es sprach außerdem José Montes der PTS, gemeinsam mit Victoria Moyano, die von der Militärdiktatur als Kind entführt worden war und von der Polizei während einer der Karawanen zur Unterstützung von Lear verhaftet worden war. Gemeinsam beraten sie seit Jahren den Betriebsrat und die AktivistInnen von Lear. José Montes sprach über den Prozess, der dazu geführt hat, dass eine ArbeiterInnenavantgarde entstanden ist, die, während sie unter Beobachtung der Bosse und der Regierung steht, zu einem Leuchtturm für Hundertausende ArbeiterInnen, die noch nicht kämpfen, geworden ist. Montes erinnerte an die Erfahrungen, die die ArbeiterInnen von Lear und Donnelley gemacht haben, den Verlauf der Geschehnisse in der Zona Norte, wo es auch Niederlagen gab, aber wo es vor allem „GenossInnen gab, die sich seit Jahren vorbereitet haben. Mir war es vergönnt an diesem Prozess mitzuwirken, einem Prozess, der nicht spontan war. Denn um die Gewerkschaften zurückzuerobern, was eine unserer großen Aufgaben ist, können wir die BürokratInnen nicht einfach feuern. Nur mit Wahlen können wir sie rauswerfen, denn sie werden nicht von selber gehen. Dafür ist Vorbereitung wichtig. Und dafür sind die GenossInnen bei Lear und Donnelley ein Beispiel.“
Montes bezog sich auch auf die Kampftradition der ArbeiterInnen, vor allem aus der Zona Norte, die in den 70er Jahren eine Koordinierung der Fabriken auf die Beine stellten. „Wir müssen die besten Traditionen der ArbeiterInnenklasse wiederbeleben.“
Um weiterzukämpfen und sich weiter zu organisieren
Ein Tag der geschwisterlich debattierenden ArbeiterInnen neigte sich seinem Ende zu. Es kam der Moment der Resolutionen. Vor dem Transpi mit „Nie wieder Familien auf der Straße!“ blieben erstmal die Genossinnen der Frauenkommission von Donnelley stehen. Sie gaben einen kurzen Ìberblick darüber, was seit Jahren ihre Rolle im Kampf der GrafikarbeiterInnen ist. Diejenigen, die glauben, es sei ein „einfaches Unterstützen“, haben nichts verstanden. […] Und die kleinen Kinder der ArbeiterInnen sangen gemeinsam ein Lied, mit Trommeln und Pauken.
Dann lasen Jorge ”šLoco‘ Medina (Delegierter von Donnelley) und Silvio ”šMarley‘ Fanti die Resolutionen und Ìbereinkünfte vor, auf die sie sich auf dem Treffen geeinigt hatten.
Eine Kampagne für die Verstaatlichung unter ArbeiterInnenkontrolle von Donnelley und für den Kampf für die Wiedereinstellung aller Gekündigter bei Lear und die Respektierung aller Rechte des Betriebsrates wird vorangetrieben.
Eine Aufforderung wird an die Gewerkschaftszentralen gerichtet, dass sie ein Datum für einen nationalen Generalstreik festsetzen und dass während diesem Demonstrationen und Aktionen stattfinden und er 36 Stunden dauern soll. Damit soll für alle Forderungen der ArbeiterInnen gestritten werden. Zur Vorbereitung soll es Versammlungen an allen Arbeitsorten geben, um das Programm und die Kampfaktionen abzustimmen und zur Plaza de Mayo zu mobilisieren.
Die Kampagne „Eine Millionen Pesos für Lear“, die schon fast einen halbe Millionen Pesos gesammelt hat, soll weitergeführt werden, damit die Gekündigten unterstützt werden können.
Die GenossInnen schlugen zwei weitere Punkte vor. „Zusätzlich zum dem schon geschehenen Aufruf für eine Demonstration im August, schlagen wir vor, dass es auf dieser Demo RednerInnen von Donnelley und Lear geben soll, aber dies wird jetzt nicht zur Abstimmung gestellt, sondern nur so vorgeschlagen.“ Die Organisation, die am meisten in Frage stellte, über diesen Punkt abzustimmen, war die PO, die in jeder ihrer Interventionen auf die Wichtigkeit der Demonstration, auf die sie gemeinsam mit der CTA Micheli für den 26. August mobilisieren, hingewiesen hatten. Es ist auffällig, dass sie nicht wollten, dass darüber abgestimmt wird, und damit die Einheit des Treffens gefährdeten. Verhandeln sie etwas eine Demonstration, bei der die emblematischen Kämpfe von Lear und Donnelley nur eine dekorative Rolle spielen sollen?
Außerdem fügten sie hinzu, dass „darüber nicht abgestimmt wird, aber die Betriebsräte von Lear, Donnelley, Emfer und Tatsa schlagen vor, dass in allen Betriebsräten und Gewerkschaften der Vorschlag einer Koordinierungsrunde für die Zona Norte zur Unterstützung aller Kämpfe vorangetrieben wird und dass diese regelmäßig funktionieren soll.“
Die Resolutionen wurden per Akklamation beschlossen und der Tag schloss mit einem klassischen ArbeiterInnenlied […].
Ein Tag von historischer Bedeutung, was die Debatte und die Organisierung angeht, hatte geendet. Nicht mehr und nicht weniger vor einem Symbol des Kapitalismus und einer Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle.
Artikel (auf Spanisch) vom 16. August 2014 von der PTS