70.Jahrestag der Gründung der Vierten Internationale
Zur Aktualität des Ìbergangsprogramms
15/01/2009
Die aktuelle Wirtschaftskrise offenbart den krisenhaften Charakter des Kapitalismus und zeigt die Möglichkeit seines allmählichen Niedergangs auf. In dieser historischen Zeit ist das Ìbergangsprogramm mehr denn je auf die Tagesordnung zu setzen, und zwar nicht als Propagandainstrument, sondern als Aktionsprogramm.
Vor 70 Jahren, im Herbst 1938, trafen sich am Vorabend des 2. Weltkrieges in der Nähe von Paris internationale Linksoppositionelle unter Führung des russischen Revolutionärs Leo Trotzki. Nach der katastrophalen Niederlage der Arbeiterbewegung in Deutschland und vor dem Hintergrund der konterrevolutionären KPD- und Komintern-Politiken sahen sie die Notwendigkeit einer konsequenten Opposition zum Stalinismus und zur verräterischen Dritten Internationale. Sie formulierten ein politisches Programm, mit welchem durch revolutionäre lösungsvorschläge das Feld zum Kampf für eine sozialistische Gesellschaft eröffnet werden sollte: Das Ìbergangsprogramm.
Die objektiven Bedingungen, unter denen das Ìbergangsprogramm entstanden ist, sind selbstverständlich nicht mehr die gleichen wie damals. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges hat sich der strategische Rahmen für Revolutionäre mehrfach gewandelt und neue Antworten gefordert. So erlebte die Vierte Internationale in den fünfziger Jahren eine ihrer tiefgreifendsten Zersplitterungen: einerseits schlugen Ernest Mandel und Michel Pablo vor, in den kommunistischen Parteien aufzugehen, und der Sektor um Lambert, Healy und Moreno verlor sich in sozialdemokratischen, maoistischen und sogar nationalbürgerlichen Vorstellungen. Somit bewegten sie sich letztlich im reformistischen Umfeld und versäumten es, revolutionäre Parteien aufzubauen. In den klassenkämpferischen Prozessen der 70er Jahre rächte sich dies, keine umfassendere Einbindung der Arbeiterklasse gelang.
Die folgenden Jahrzehnte der neoliberalen Offensive des Kapitals und der kapitalistischen Restauration in den deformierten Arbeiterstaaten entwickelten sich zu immer verschärfteren Klassengegensätzen, Kriegsszenarien und Hungersnöten - also zu Leid und Elend, das neue revolutionäre Antworten erfordert.
Das Ìbergangsprogramm als das Fundament der Vierten Internationale gewinnt daher heute wieder an Aktualität. Denn es ist das konsequenteste Werkzeug zur Errichtung einer Brücke zwischen den jetzigen Klassenkämpfen und dem Ziel einer sozialistischen Revolution.
Um es auch konsequent anzuwenden, sind revolutionäre Gruppen notwendig, die sowohl theoretisch als auch in der politischen Praxis kämpfen. Auf theoretischer Ebene, um Tag für Tag den revolutionären Marxismus wiederzubeleben und so gegen seine Gegner von rechts, die das Ende der großen Ideologien propagieren, anzugehen. Und gegen seine linken Gegner, die sich in breit gefassten antineoliberalen Bewegungen und Parteien organisieren, aber die proletarische Revolution gegen reformistische Ziele eintauschen.
In unserer politischen Praxis gilt es, die Prozesse zu unterstützten, in denen ArbeiterInnen für ihre Klassenunabhängigkeit kämpfen. So können neue Annäherungen und Zusammenschlüsse auf der Basis eines soliden, revolutionären Programms entstehen. Der Kampf für den Wiederaufbau der Vierten Internationale ist der Kampf für die sozialistische Revolution!